Studien zeigen, dass die Produktivität, das Engagement und die Loyalität gegenüber dem Unternehmen steigt, wenn sich Mitarbeiter:innen wertgeschätzt fühlen. Ebenso sinkt die Anfälligkeit für Burnout und beruflichen Stress. Wertschätzung kann den Unterschied machen, ob Top-Talente dem Unternehmen erhalten bleiben oder abwandern und ist somit ein wichtiger Faktor für langfristigen unternehmerischen Erfolg. Doch wie wertschätzt man richtig?
Zum Thema Wertschätzung gibt es zahlreiche allgemeine Tipps und Best Practices, die Sie vermutlich schon kennen. So sollte Wertschätzung:
- sich auf konkrete Themen beziehen statt „einfach so“ erfolgen
- ehrlich und authentisch sein
- regelmäßig und nicht nur einmalig erfolgen
- nicht strikt nach Plan ablaufen, weil sie dann nicht mehr authentisch und echt wirkt
Die Bedeutung der Sprachen der Wertschätzung
Doch das Fundament von effektiver Wertschätzung und die Grundvoraussetzung, dass diese Best Practices überhaupt so vom Gegenüber aufgefasst werden, besteht darin, die richtige Sprache der Wertschätzung zu sprechen. Denn nicht jede:r fühlt sich von den gleichen Dingen wertgeschätzt.
Während einige Menschen sich über verbale Wertschätzung freuen und bei ausgesprochenem Lob ein Gefühl der Anerkennung empfinden, kann das bei anderen sogar zu Unbehagen führen. Um bei ihnen ein ähnliches Gefühl hervorzurufen, bräuchte es eine kleine Aufmerksamkeit oder ein Präsent.
Was viele im ersten Moment mit „Haben Sie sich mal nicht so“ abtun, hat in der realen Welt einen großen Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Studien haben gezeigt, dass Wertschätzung in der falschen Sprache kaum einen Effekt bei Mitarbeiter:innen hervorruft. Das Bemühen wird zwar zur Kenntnis genommen, das Gefühl von Wertschätzung entsteht jedoch nicht.
Dieses Gefühl wird erst dann hervorgerufen, wenn auf der richtigen Sprache wertgeschätzt wird. Und erst dann entstehen die positiven Effekte wie eine gesteigerte Motivation, Produktivität und Loyalität dem Unternehmen gegenüber. Die Sprache der Wertschätzung von Mitarbeitenden zu kennen und Wertschätzung darüber auszudrücken ist eine Investition, die sich vielfach lohnt.
Die 5 Sprachen der Wertschätzung
Angelehnt an den Bestseller „Die 5 Sprachen der Liebe“ kann auch zwischen fünf Sprachen der Wertschätzung im beruflichen Kontext unterschieden werden. Diese 5 Sprachen helfen Ihnen dabei, die richtige Form der Wertschätzung für Ihre Mitarbeitenden ausfindig zu machen.
Wertschätzungssprache 1: Verbale Anerkennung
Verbale Anerkennung wird von 46% der Arbeitnehmer:innen favorisiert und im Unternehmenskontext am häufigsten verwendet.
Menschen, die diese Sprache der Wertschätzung sprechen, fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie mündlich oder schriftlich Komplimente, Lob oder Anerkennung für Leistungen, Charaktereigenschaften, ihre Persönlichkeit oder bestimmte Gesten erhalten.
Die Anerkennung braucht keinen besonderen Anlass und kann auch als allgemeine Bemerkung erfolgen, da es diesen Menschen sehr wichtig ist, wie andere über sie denken. Wenn Ihnen Dinge positiv auffallen, bringen Sie dies stets zum Ausdruck:
„Vielen Dank für die schnelle Erledigung, dadurch konnten wir dem Kunden 2 Wochen früher seine Ergebnisse liefern.“
„Ihre Fröhlichkeit ist großartig, sie sorgt jeden Tag für eine positive Stimmung im Team“
Insbesondere bei erfolgreichen Projekten und Ergebnissen können Sie die entsprechende Person loben, zum Beispiel öffentlich, im Einzelgespräch oder durch eine Nachricht oder Notiz.
Wertschätzungssprache 2: Gemeinsame Zeit
25% der Menschen bevorzugen gemeinsame Zeit als Sprache der Wertschätzung im beruflichen Kontext. Frauen freuen sich dabei mehr über ein intensives, ausgiebiges Gespräch in einem geschützten Raum, Männer eher über gemeinsame Erlebnisse.
Bei der Arbeit mit Menschen dieses Wertschätzungstyps ist es wichtig, dass Sie ihnen aufrichtig zuhören, Interesse an ihnen und ihren Ideen zeigen und dabei vermitteln, dass ihre Arbeit bedeutsam ist.
Die Menschen empfinden es ebenfalls als Wertschätzung, wenn Sie mit zunehmend verantwortungsvolleren Projekten betraut und dabei aufmerksam begleitet werden.
Im Alltag können Sie sich mit diesen Menschen auf einen Kaffee treffen oder sie spontan im Büro besuchen kommen. Dabei ist es wichtig, dass Sie ohne Ablenkung voll präsent sind. Sind Sie während des Treffens immer wieder am Handy, kann das sogar einen gegenteiligen Effekt haben.
Terminverlegungen oder Absagen sollten Sie bei diesem Wertschätzungstypen vermeiden, weil dies oft als Zurückweisung empfunden wird. Events zum Teambuilding erweisen sich dafür als besonders positiv.
Wertschätzungssprache 3: Hilfsbereitschaft
22 Prozent der Menschen sprechen die Wertschätzungssprache der Hilfsbereitschaft. Sie fühlen sich dann wertgeschätzt, wenn sie im Alltag von anderen unterstützt werden. Am meisten, wenn die Unterstützung unaufgefordert erfolgt und viel Arbeit anliegt.
Wichtig ist dabei, dass es sich um echte Hilfsbereitschaft handelt, bei der keine spätere Gegenleistung erwartet wird. Das kann einen gegenteiligen Effekt hervorrufen. Es ist ebenfalls bedeutsam, vorher zu fragen, ob Hilfe erwünscht ist und nicht einfach so zu handeln.
Wertschätzungssprache 4: Geschenke
Geschenke werden tatsächlich nur von 6 Prozent der Menschen als Wertschätzung im Kontext der Arbeit empfunden. Menschen, die diese Wertschätzungssprache sprechen, freuen sich über Überraschungen und Aufmerksamkeiten in Form von Geschenken. Dabei kommt es weniger auf den materiellen Wert an und mehr auf die Idee und die Zeit, die hinter dem Präsent steckt.
Die Geschenke sollten dabei einen direkten Bezug zur Person haben. Das kann beispielsweise die Lieblingskaffeesorte sein, ein Ticket für eine Sportveranstaltung oder der Lieblingstee. Die Geschenke sind keine einmalige Sache, sondern dürfen immer wieder in passenden Zeitabständen oder geeigneten Situationen erfolgen. Gehaltserhöhungen und Boni werden nicht als Geschenke gezählt.
Wertschätzungssprache 5: Körperkontakt
Die fünfte Wertschätzungssprache ist im beruflichen Bereich nur für 1 Prozent der Menschen relevant. Sie birgt die größten Herausforderungen, da das richtige Maß für jeden Menschen unterschiedlich ist. Was eine Person als beruhigend und wohltuend empfindet, kann für eine andere Person schon viel zu viel sein.
Ein High Five bei einer erfolgreich abgeschlossenen Aufgabe oder eine Umarmung zur Begrüßung oder in stressigen Phasen sind Formen dieser Wertschätzungssprache, die allgemein Anwendung finden können.
Wenn Sie im beruflichen Kontext die Sprachen der Wertschätzung anwenden, wird sich Ihre eigene Sprache der Wertschätzung gut für Sie anfühlen. Die anderen Sprachen können ungewohnt sein oder Unsicherheit hervorrufen. Das ist gerade zu Beginn ganz normal, weil Sie diesen Weg der Wertschätzung einfach noch nicht kennen. Je mehr gute Erfahrungen Sie damit machen, desto schneller werden Sie die verschiedenen Sprachen der Wertschätzung ganz natürlich in den richtigen Situationen anwenden können.
Wertschätzung darf nicht nur als Führungskraft gelebt werden – auch unter den Mitarbeitenden ist dieses Konzept von enormer Bedeutung. So würden laut Datenerhebungen 65% der Mitarbeitenden einem Unternehmen treu bleiben, in dem die Wertschätzung durch die Führungsebene zwar fehlt, unter den Kolleg:innen aber vorhanden ist. Für das Arbeitsklima, die Motivation und die Produktivität der Mitarbeitenden ist es aus diesem Grund sehr hilfreich, die Sprache der Wertschätzung untereinander zu kennen und im Alltag zu leben.