Perspektivwechsel als
Super-Tool

Glaskugel als Perspektivwechsel
„Die besten Entdeckungsreisen macht man nicht in fremden Ländern, sondern indem man die Welt mit neuen Augen betrachtet.“ (Marcel Proust)

Im Folgenden möchte ich Ihnen verraten, warum Perspektivwechsel ein Super-Tool ist. Er hilft uns Krisen zu meistern, Kreativität zu fördern und innovativ zu denken – und sogar, glücklicher zu sein! Und genau das brauchen wir im Moment: Wir leben in einer herausfordernden Zeit, uns geht es eigentlich sehr gut, aber irgendwie dann doch auch wieder nicht, dazu kommt, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen keinen Dialog mehr hinkriegen, und wir alle wissen nicht so recht, wo das hinführen soll. Ich bin absolut überzeugt davon, dass wir künftig neue Kompetenzen brauchen, die uns helfen als Individuen glücklich zu sein, aber die uns auch als Gesellschaft zusammenhalten.

Perspektivwechsel ist verbindend und gleichzeitig horizonterweiternd. Verbindend, da er mir erlaubt, andere Personen besser zu verstehen – horizonterweiternd, da ich dadurch erfahren kann, dass es mehr als eine Wahrheit gibt. Perspektivwechsel kann auf andere Personen angewendet werden, oder auch auf Situationen.

In Krisen oder Konflikten wirkt Perspektivwechsel Wunder. Schon als Kind faszinierte mich das Sprichwort der amerikanischen Ureinwohner: Beurteile nie einen Menschen bevor du nicht mindestens einen halben Mond lang seine Mokassins getragen hast. In die Mokassins der anderen Person zu schlüpfen, bedeutet, ihre Perspektive einzunehmen. Erst dann kann ich vermutlich ihr Verhalten nachvollziehen, ihre Beweggründe verstehen und ihr insgesamt größeres Verständnis entgegenbringen. Deshalb wird Perspektivwechsel im Konflikt-management oder Mediationsprozessen so gerne eingesetzt. Versuchen Sie einfach einmal, wenn Sie sich über jemanden ärgern, kurz in seine/ihre Mokassins zu schlüpfen und sich zu fragen: Was könnte sie /ihn dazu bewogen haben, sich so zu verhalten? Was wünscht die andere Person?

Zwar wird niemals wird das Bild des anderen in Gänze erfassen können. Das liegt an der Struktur unseres Gehirns, 100 Milliarden Nervenzellen verbinden sich zu Billionen von Synapsen, die die Reize im Sekunden Takt weiterleiten: damit entsteht eine schier unendliche Zahl von Möglichkeiten, Eine Situation wahrzunehmen, sie zu interpretieren und auf sie zu reagieren. Um das Fühlen, Denken und Handeln des Anderen zu verstehen, muss man aus seinem eigenen Muster heraus treten, und das ist nicht einfach. Dennoch wird man für die Bemühung, eine andere Perspektive zu übernehmen, belohnt: Es öffnet das Denken, steigert die Empathie und schafft Verbindung! Egal, ob es sich um 2 Individuen handelt oder um gesellschaftliche Gruppen, die keinen Dialog mehr hinbekommen.

Wer nur Recht behalten oder sein Weltbild bestätigt haben möchte, ist zu einem Perspektivwechsel nicht fähig Und auch, wenn wir nicht mehr weiterwissen, besinnen wir uns meist nur auf das, was wir wissen, wir gelernt haben oder was schon immer funktioniert hat. Der Mensch ist evolutionsbedingt ein Gewohnheitstier und sieht nur das, was er oder sie sehen will. Somit ist die Voraussetzung für einen Perspektivwechsel die Erkenntnis: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Damit einher geht die Offenheit und Bereitschaft, seinen Horizont zu erweitern. So kommt es, dass wir, um Dinge klarer zu sehen oder um andere zu verstehen, aus dem eigenen Muster heraustreten müssen.

So ist Perspektivwechsel auch eine geniale Poblemlösungstechnik, denn wenn ich die eigene Sichtweise verändere, kann ich ein bestehendes Problem oft schnell lösen. Albert Einstein wusste das auch, er sagte: ‚Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Durch das Verändern des Blickwinkels bekommen wir neue Einsichten, die wir mit den bisherigen Denkweisen und Bewertungen vermutlich nicht hätten finden können. Hierbei kann die sogenannte Raikov-Methode (oder „Technik des geborgten Genies“) helfen: Sie stammt vom russischen Psychotherapeuten Vladimir Raikov, der seine Patient:innen aufforderte, eine nicht-lineare, unübliche Denkweise zu praktizieren. Hierzu setzt man Fragen ein wie:

· Was hätte Albert Einstein an meiner Stelle gemacht?

· Wie hätte Pipi Langstrumpf eine Lösung gesucht?

· Wie würde der Dalai Lama in der Situation vorgehen?

Sie können aber auch ganz ‚normale‘ Menschen hinzuziehen:

· Wozu würde mir mein:e frühere:r Lieblingslehrer:in raten?

· Wie würde mein:e Rival:in reagieren, wenn er oder sie von meinen Plänen wüsste?

· Welchen Eindruck hätte meine Großmutter, wenn sie mich beobachten könnte?

Ich habe ja in der Einleitung schon gesagt, dass wir in unserer Zeit neue Arten des Denkens brauchen: die Organisationsentwicklerin Svenja Hofert nennt das ‚Mindshifts‘. Als eine der Mindshiftkompetenzen, die uns zukunftsfähig machen sollen, führt sie das ‚Perspektivenwürfeln‘ ein, das Empathie, Intuition und kognitive Flexibiliät fördert. Am Bild eines Würfels zeigt Hofert die wachsende Zunahme von Perspektiven auf: So basiert ein ‚quadratisches‘ Vorgehen auf einem eindimensionalen Blickwinkel, der sich rein auf das eigene Werte- und Normensystem bezieht. Eine Perspektivenerweiterung folgt vom Quadrat hin zum Würfel, der den Blick weitet auf weitere Dimensionen wie die Interaktionspartner*Innen, das Umfeld und die Situation, d.h., eigene Gedanken werden abstrahiert und Unterschiedlichkeit wahrgenommen und anerkannt. Als Metapher für den multidimensionalen Blick wählt Hofert das Bild einen Hyperwürfels:

Letzterer illustriert, wie bei der Betrachtung komplexer Situationen verschiedene Einflussfaktoren einbezogen werden sollten, so z.B.

· gesellschaftliche Prägungen,

· historische Entwicklungen

· die Dynamik der Beziehungen und Kontexte

· die Fluidität von Informationen und Konstellationen

Der Hyperwürfel hat unendlich viele kleine Würfel in sich, die es immer wieder erlauben, den Blick auf Interaktionen, Beziehungen und Zusammenhänge neu zu justieren bzw. zu transformieren. Ein mehrdimensionales, Aspekt- und perspektivenreiches Denken erleichtert den Blick auf das große Ganze erheblich.

Und zu guter Letzt: Perspektivwechsel kann auch unser Glücksempfinden steigern!

Hierzu eine kleine Geschichte:

Es war einmal ein Adler, der hörte viel Positives von der Nachtigall und hätte gerne Gewißheit gehabt, ob alles auf Wahrheit beruhe. Darum schickte er den Pfau und die Lerche aus, sie sollten das Federkleid der Nachtigall betrachten und ihren Gesang belauschen. Als sie wiederkamen, sprach der Pfau: „Der Anblick ihres erbärmlichen Federkleids hat mich so verdrossen, daß ich ihren Gesang gar nicht gehört habe.“ Die Lerche aber sprach: „Ihr Gesang hat mich so entzückt, daß ich ganz vergaß, auf ihr Aussehen zu achten.“

Frage an Sie: Sehen Sie eher das Schöne oder eher das Fehlerhafte? Jede:r von uns erlebt die Wirklichkeit anders, je nach Wahrnehmungsfilter und Fokus. Was in Ihrem Leben könnten Sie anders erleben, wenn Sie nicht so kritisch und einseitig wie der Pfau wären?

Der Fokus bewirkt, was wir wahrnehmen, und ob wir das berühmte Glas Wasser als halbvoll oder als halbleer empfinden. Ich möchte Sie einladen, ab und zu an diese kleine Geschichte zu denken, wenn sich etwas gerade unangenehm anfühlt, Ihnen nicht gefällt oder Sie frustriert: manchmal hilft es, den Blick zu weiten und sich zu fragen: was würde denn in diesem Moment ein:e Optimist:in sagen? Oder eine Person, die in diesem Moment einen weiteren Horizont hat als Sie?

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