Wie wir mit interkultureller Kompetenz den Fachkräftemangel lösen können

Immer öfters sehen wir Schilder an Kneipen und Geschäften mit: Mitarbeiter:innen gesucht; Hotels und Restaurants müssen ihre Öffnungszeiten reduzieren, im öffentlichen Dienst ist das Personal knapp, im Handwerk sowieso, Züge fallen aus, da keine Lokführer:innen verfügbar sind und in den Flughäfen funktioniert im Jahr 2022 wegen Personalmangels vieles nicht. Und es gibt immer weniger Lehrer:innen und Erzieher:innen, die sich um den Nachwuchs, unsere wichtigste Ressource kümmern!

Der Fachkräftemangel ist in Deutschland schon seit mehreren Jahren ein Thema, aber nimmt zur Zeit gewaltig an Fahrt auf. Und er geht uns Alle etwas an! In den Jahren 2021 und 2022 blieben pro Monat im Durchschnitt 500.000 Stellen unbesetzt (1), da kein qualifiziertes Personal dafür gefunden werden konnte. Das hindert Unternehmen am Wachstum und sorgt für Engpässe sowie Schwierigkeiten in allen möglichen Bereichen.

Durch den demografischen Wandel wird sich das Problem in der Zukunft noch weiter vergrößern. Die geburtsstarken Jahrgänge der Babyboomer gehen in den kommenden Jahren in Rente. Die dadurch frei gewordenen Stellen können bei weitem nicht in vollem Umfang von den jüngeren Generationen besetzt werden, da in den auf den Babyboom folgenden Jahrzehnten schlichtweg weniger Kinder geboren wurden (1963 kamen in Deutschland gut 1,3 Millionen Kinder zu Welt, 30 Jahre – also die heute 30-Jährigen – kamen beinahe nur noch halbsoviele Menschen auf die Welt).

Wenn wir mit dieser Herausforderung richtig umgehen, können wir sie in eine große Chance verwandeln. Interkulturelle Kompetenz und Diversity sind ein nachhaltiger Lösungsansatz für den Fachkräftemangel, der nicht nur offene Stellen besetzt, sondern uns als Gesellschaft näher zusammenrücken und große Fortschritte erzielen lässt.

Personal aus anderen Ländern als Lösung für den Fachkräftemangel

Es ist keineswegs so, dass es auf der Welt nicht genügend Fachkräfte gebe, um den Bedarf an Arbeitskraft zu decken. Ganz im Gegenteil: in anderen Ländern stellt sich die Situation durch geburtenstarke Jahrgänge, eine stagnierende Wirtschaft oder andere Krisen häufig so dar, dass deutlich mehr Fachkräfte als offene Stellen vorhanden sind. Häufig geschieht es dann, dass hervorragend ausgebildete Fachkräfte arbeitslos sind, oder Arbeiten nachgehen, für die sie überqualifiziert sind und in Armut leben.

Wenn diese Fachkräfte nun nach Deutschland kommen würden, um mit ihrer Expertise die offenen Stellen ausfüllen zu können, wäre das eine Win-Win-Situation: die gut ausgebildeten Menschen aus anderen Ländern erhalten eine neue Chance und können sich damit von der häufig vorherrschenden Armut, oder auch kriegerischen Konflikten und anderen Problemen in ihren Heimatländern befreien. Das gibt nicht nur einzelnen Personen eine neue Perspektive, sondern oft einer ganzen Familie. Deutschland könnte gleichzeitig davon profitieren, dass die zahlreichen offenen Stellen durch entsprechend qualifiziertes Personal besetzt werden könnten. Engpässe gehören damit der Vergangenheit an. Probleme können gelöst werden und es stehen ausreichende Ressourcen für Innovationen zur Verfügung.

Natürlich unterscheiden sich Ausbildungen, Lehrgänge, Zertifizierungen und Co. genauso wie die spezifischen Anforderungen einer Fachkraft von Land zu Land. Umschulungen oder Auffrischungslehrgänge sind häufig eine Notwendigkeit. Eine gewisse Grundlage ist bei den Fachkräften jedoch immer vorhanden und die hierzulande spezifischen Vorschriften, Methoden oder Anforderungen können mit dieser Basis in kurzer Zeit erlernt werden

Interkulturelle Kompetenz und Diversity: Mehr als die Summe der Einzelteile

Doch die Vorteile und Chancen hören an dieser Stelle noch nicht auf. Denn Interkulturelle Kompetenz und Diversity bedeuten nicht einfach nur, die hierzulande offenen Stellen mit qualifiziertem Personal aus dem Ausland zu besetzen. Es geht dabei darum, sich gegenseitig anzunähern, voneinander zu lernen und gemeinsam Synergien zu nutzen.

Menschen aus anderen Kulturen bringen gänzlich neue Ansätze und frischen Wind mit. Das ermöglicht es uns, die Herausforderungen und Besonderheiten im Arbeitsalltag von einer neuen Perspektive aus zu betrachten und neue Methoden zu implementieren, die unsere Arbeitsergebnisse auf ein ganz neues Level bringen können. Gerade in Berufen, in denen die Arbeit nach dem Credo „Das haben wir schon immer so gemacht“ ausgeführt wird, bergen neue Ansätze sehr große Chancen für Wachstum und Fortschritt.

Wir können dabei in allen Bereichen und auf allen Ebenen dazulernen. Neben der konkreten Technik und Methoden, um bestimmte Aufgaben zu lösen, betrifft das insbesondere die Herangehensweise und die Grundeinstellung in eigen Bereichen, die hierzulande trotz des wirtschaftlichen Erfolgs noch Verbesserungspotenzial besitzt. So können wir uns zum Beispiel aus Skandinavien abschauen, wie uns mehr Pausen und mehr Gemeinschaftsgefühl auf der Arbeit letztlich produktiver machen. Vom Prinzip Jugaad aus Indien können wir wiederum ganz neue Ansätze für das Thema Innovation mitnehmen, die die Gesellschaft insgesamt weiter voranbringen.

Für alle Bereiche gilt: Neue Ideen und Sichtweisen führen zu neuen Lösungsansätzen. Häufig finden wir die Lösung von Problemen erst dann, wenn wir das Problem aus einer anderen Perspektive oder mit anderen Grundannahmen betrachten. Genau das passiert, wenn Menschen aus anderen Kulturen unseren alltäglichen Herausforderungen begegnen und uns mit ihrer Anschauung zu mehr Effizienz und Effektivität führen. Die Bereicherung beschränkt sich dabei nicht rein auf die Arbeitsergebnisse, sondern betrifft auch die zwischenmenschlichen Bereiche und das Miteinander.

Herausforderungen von Interkultureller Kompetenz und Diversity zur Lösung des Fachkräftemangels

All die beschriebenen Potenziale können sich nur dann entfalten, wenn die Integration von Menschen aus anderen Ländern gut funktioniert. Das gilt sowohl für den Arbeitsplatz an sich als auch für die Gesellschaft insgesamt.

Das Erlernen der deutschen oder englischen Sprache stellt dabei nur die notwendigste Basis dar, um überhaupt erst eine Kommunikation zu ermöglichen. Die Integration hört an dieser Stelle nicht auf, sie beginnt hier gerade erst. Hierbei ist es insbesondere von Bedeutung, die Menschen mit den Besonderheiten der deutschen Kultur vertraut zu machen. Nur wer Deutschland und die Deutschen versteht, kann hierzulande langfristig glücklich werden. Und bei aller wirtschaftlichen Relevanz: das empfundene Lebensglück ist einer der wichtigsten Faktoren, der uns dazu bewegt an einer bestimmen Stelle zu bleiben oder aber einen Wechsel vorzunehmen.

Geichzeitig ist auch jede:r Einzelne von uns gefragt: Wir dürfen uns für andere Kulturen, Menschen, Sichtweisen und Gewohnheiten öffnen. Nur wenn wir anderen Menschen mit Offenheit, Toleranz und Akzeptanz begegnen, können wir näher zusammenrücken und gemeinsam die persönlichen und globalen Herausforderungen in der Welt lösen. Die Lösung des Fachkräftemangels ist hier nur der Anfang. Aus einem solchen Zusammenrücken können großartige Dinge entstehen, die unser Leben in allen Aspekten bereichern.

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